Mit einem ganz schönen Frühstück sind wir in den Tag gestartet.


Heute haben wir eine Tour in meine (Anjas) Vergangenheit unternommen. Spoiler: Es war so toll!
Es fing damit an, dass wir zufällig an der Schäferei Heike Griem vorbeiradelten. Bei ihr hatte ich, vermittelt von meiner Kommilitonin Katja, während des Studiums ein paar Tage Praktikum gemacht. Leider war sie nicht da, aber zum Glück ein Mitarbeiter von ihr, der zwar kein Deutsch sprach, aber mir kurzerhand sein Handy gab, sodass ich für Heike eine Nachricht diktieren konnte.


Nostorf
Und dann fing es an, richtig spannend zu werden, wir kamen nach:

Als Nächstes fuhren wir an der schönen Backsteinkirche vorbei, dorthin, wo nach meiner Erinnerung der Melkstand der ehemaligen LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) sein musste, wo ich vor ca. 30 Jahren während der Semesterferien gemolken habe …
Und da war er, der Melkstand!




Oben rechts ist Julia (damals 12 Jahre alt) zu sehen und Melkerin Marion (bzw. nur ihr Hintern). Der Blickwinkel (durch einen Schlitz im Tor fotografiert)
ist derselbe wie heute (Reihe unten, rechts).
Das Foto unten links habe ich durch das Loch im Fenster aufgenommen (s. Bild oben drüber mit mir am Tor stehend). Leider gibt es kein Foto von Heinz, er war damals etwa Anfang 60.
Kleine Anekdote zu Melker Heinz:
Ich musste morgens um 6 Uhr am Melkstand sein. An meinem ersten Arbeitstag wollte ich tatkräftig um 6 Uhr loslegen, da sagte Heinz zu mir, und deute auf den freien Stuhl neben sich (s. oben, wo Gabi sitzt): „Ruhig, Mädchen, setz dich erst mal hin. Es ist doch noch früh am Tage!“ Begonnen mit dem Melken haben wir dann immer erst 20 nach 6. Aber pünktlich um 6 Uhr war Dienstbeginn. ☺️
Und weiter ging es mit unseren Rädern, 3 km durchs Dorf, ans andere Ende Nostorfs, in die Wirtschaftsstraße. An solchen Häusern (und natürlich vielen neuen) sind wir vorbeigeradelt:

Nun fragte ich mich: Ob die sog. Sozialbaracke (so zu DDR-Zeiten genannt und der Begriff hat sich nach der Wende natürlich gehalten) noch steht? Ja! 🤩

Nostalgisch-begeistert fing ich an zu filmen … Und plötzlich öffnete sich ein Fenster und ein Mann fragte, ob er uns helfen könne. Ich: „Ja!“ – und ich stellte mich vor. Neben ihm stand eine Frau, und sie sagte: „Ich erinnere mich!“ … Sie baten uns rein … Die Frau war Andrea, die damalige und heutige Bürokraft, nur zwei Jahre älter als ich. (Den Mann kannte ich nicht, er war damals noch nicht dort beschäftigt.)
Andrea gab uns eine Führung; fast alles war wie damals! Nur die Büroräume, auch der, in dem ich damals geschlafen habe, wurden durch das Herausnehmen von Wänden vergrößert.

Eine besondere Überraschung war, dass Andrea plötzlich eine Schublade ihres Schreibtischs öffnete und die alten Bilder rauszog. Es waren meine Bilder! Ich hatte ihr 1995 diese zur Erinnerung geschickt. 🤩




Da Andrea meinte, Wilfried Prüfer würde sich über einen kleinen Besuch freuen, fuhren wir zur Hauptstraße 17 in Nostorf. Er und seine Frau hießen uns herzlich willkommen – auch wenn er sich nicht an mich erinnerte. (Ich hatte damals auch kaum etwas mit ihm zu tun gehabt.) Wir plauderten ein wenig über alte und neue Zeiten. Ich fragte ihn schließlich noch etwas, was mich schon lange beschäftigte. Was hat es mit „dem Hamburger“ auf sich, über den sich die Männer damals beim Mittagessen unterhielten? Ich hatte das Gefühl gehabt, das geschah ein wenig hinter vorgehaltener Hand, daher hab ich mich 1995 wohl nicht getraut, nachzufragen.
„Der Hamburger“ war ein 17-Jähriger, der mit seinen Eltern, als deren einziger Sohn, neben dem Betrieb lebte. Sven(?) Tiedemann/Thielmann (habe den Namen jetzt nicht mehr genau im Kopf) hieß er. Er „kannte“ die Grenzanlagen und flüchtete zu DDR-Zeiten krabbelnd unter dem Grenzzaun in der Nähe seines Elternhauses hindurch, ohne dass die Mienen hochgingen. Unbeschadet kann er bei seinen Hamburger Verwandten an. Aber: Er würde zurück zu seinen Eltern geholt. Und sonst geschah – nichts. Das war wohl höchst ungewöhnlich. Sonst hatten Familien von DDR-Flüchtlingen mit empfindlichen Strafen zu rechnen, zum Beispiel Gefängnis. Besonders die Menschen, die im 5-km-Sperrzone lebten, wurden strengstens im Auge behalten.
*****Bild bei Prüfers**““

Die Frau Prüfers wusste noch, dass es das rote Rad noch gibt, dass der Milchviehchef Klaus Wehrmann für meine Benutzung gekauft hatte. Wir damals gleich nach meiner Ankunft zusammen in einem Fahrradladen in Boizenburg. Ich brauchte ja ein Fahrzeug, um die 3 km zum Melkstand zu radeln.
Lauenburg
***Dirk: Lauenburg***
****Dirk: Elbe****
Boizenburg
Auf der Fahrt rein nach Boitzenburg „passierten wir den Grenzübergang“, wo damals die Autos kontrolliert wurden, die nach Berlin-West unterwegs waren. Ein beklemmendes Gefühl!







Nachdem wir alle Infotafeln gelesen hatten, radelten wir rein in das wunderschöne Städtchen Boizenburg mit seiner großen Altstadt mit den gut erhaltenen (renovierten) schmucken Häusern und den Kopfsteinpflasterstraßen.




Es war heute eine wunderbare Zeitreise. Dafür bin ich, Anja, sehr dankbar! Und Dirk hat es auch viel Spaß gemacht.


